Dankeschön der Seesterne

Franziska Hauenstein, 29.12.2016

Dankeschön der Seesterne
 
 
 
 
 
 

Das hier ist zwar ein sehr persönliches Erlebnis, ein guter Freund meinte aber, dass ich es unbedingt teilen soll, dies müsse man verbreiten. Wo er Recht hat, hat er Recht…

Eigentlich soll man ja gestrandete Seesterne nicht retten. Sie fressen Muscheln und die Muschelbänke können sich erholen, wenn die Anzahl Seesterne auf diesem Weg natürlich reguliert wird. Ich bringe es aber einfach nicht übers Herz, ein in Not geratenes Lebewesen einfach zu ignorieren – alle Lebewesen wollen leben und für das eine gerettete Wesen bedeutet es alles… niemals könnte ich an einem einfach vorbeigehen…

So also auch nicht an den Seesternen, die an dem Strand in Neuseeland, wo meine Schwester und ich vor ein paar Wochen waren, gestrandet waren. Als Schaufel mussten unsere Flipflops hinhalten und so trugen wir alle Seesterne, denen wir auf unserem Strandspaziergang begegneten zurück ins Wasser. Es fühlte sich gut an.

Die Szenerie um uns herum war spektakulär, das Wasser hatte sich hunderte Meter zurückgezogen und auf dem noch feuchten Sand spiegelte sich der atemberaubende Himmel voller Farben und Muster, die sich in jedem Augenblick wieder veränderten. Stundenlang hielten wir uns an diesem Strand auf und waren überwältigt von der Schönheit unserer Welt und vom erfüllenden Gefühl, Lebewesen in Not zu helfen.

Nach der Rettungsaktion setzte ich mich alleine auf eine Bank, um auch noch die letzten faszinierenden Bilder in mich aufzusaugen, ich tauchte förmlich ein in diese liebliche Stimmung. Da überkam mich plötzlich eine unbeschreibliche Dankbarkeit, Tränen liefen über meine Wangen und ich spürte, wie mich etwas tief in meiner Seele berührte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich in dem Moment die Dankbarkeit der geretteten Seesterne wahrnehmen konnte. Und dann machten sie mir ein unglaubliches Geschenk:

Als ob ein Fenster zu einer anderen Welt aufging, konnte ich mit einem Mal ganz klar sehen, dass alles gut ist, wie es ist, dass alles einen Sinn hat, dass alles eins ist. Dass das Leben - dass alle Leben - kleine Teile des grossen Kreislaufes sind. Dass es ein ewiges Kommen und Gehen ist und wir jedes Mal auf andere wundervolle Art und Weise die Welt malen dürfen. Wie das Meer, das ständig in Bewegung ist, das sich immer wieder zurückzieht und jedes Mal eine neue berührend schöne Sicht auf den Himmel freilegt. Dass unser Leben das Spiel von Licht und Schatten ist.

Ein unendlicher, reiner, alles erfüllender Frieden stieg in mir auf und ich wusste in dem Moment wie es ist, wenn man stirbt. Ich durfte dort an diesem magischen Ort für ein paar kurze Atemzüge einen Einblick in die andere Welt erfahren und alle Angst fiel von mir ab.

Danke, liebe Seesterne.

 

Seelenhören · Franziska Hauenstein · 8916 Jonen · nfslnhrnch