Bedingungslose Liebe

Franziska Hauenstein, 29.12.2022

Letzte Nacht habe ich von dir geträumt, mein geliebter Nero. Oder warst du wirklich da? Es hat sich so echt angefühlt… du warst ganz nah bei mir und ich konnte über deinen Kopf streicheln, dein weiches Fell spüren. Du hast mir direkt in die Augen geschaut und ich konnte den Kontakt fast schon real spüren…

Ich bin voller Dankbarkeit aufgewacht heute Morgen und habe mich so geliebt gefühlt…

 

Dann ist mir dieser eine so tiefe Moment in den Sinn gekommen, es muss ziemlich genau vor einem Jahr gewesen sein… vielleicht war es sogar auf den Tag genau vor einem Jahr…

Du lagst auf dem Sofa und ich habe dich gestreichelt. Es war ein sehr schöner, inniger Moment und ich konnte diese unglaubliche Verbindung zwischen uns spüren, diese bedingungslose, freie, weite Liebe. Ich erinnere mich noch, dass mir Tränen über die Wangen gekullert sind – mein Herz war so berührt und ich dachte: «Ja, darum geht es im Leben, diese bedingungslose Liebe zu erfahren.»

Plötzlich ist daraufhin in meinem Inneren ein Bild aufgetaucht: Ich konnte dein Herz sehen und mein Herz und es gab so wie einen Lichtkreis, wie eine Umlaufbahn, die unsere beiden Herzen verbindet. In mir sind dann die Worte aufgestiegen: «Ich gehöre zu dir und du gehörst zu mir, unsere Herzen sind zusammen, ein grosses Herz…»

Irgendwann später wurde mir bewusst, es geht nicht «nur» um bedingungslose Liebe zu anderen Wesen. Wenn wir eins sind, gibt es ja eigentlich gar keine «Anderen» und somit darf, muss diese Liebe auch und vor allem zu mir fliessen, wenn die Welt heiler werden soll.

 

Und so war meine glasklare Absicht für 2022 geboren: es soll um bedingungslose Selbstliebe gehen!

Oje… hätte ich gewusst, was mich erwartet…

Denn was heisst das eigentlich, Selbstliebe? Es heisst, ALLE Aspekte des Menschseins, Körper, Gedanken, Gefühle freundlich willkommen zu heissen, sie zu akzeptieren und mit ihnen da zu sein.

Und was heisst eigentlich bedingungslos? Dass es keine Ausreden, kein Ausweichen, kein Davonlaufen, kein Wegschauen, kein Wenn-Dann gibt… es heisst, dass alles, wie es ist, so da sein (und irgendwann weiterziehen) darf.

Bedingungslose Liebe – so durfte ich es mit dir erfahren und trainieren, geliebter Nero - bedeutet für mich, freundlich, weich und mit offenem Herzen da zu bleiben, egal wie unangenehm, peinlich oder schwierig sich etwas zeigt.

Und das Unangenehme kam... und wie... phu...

Ohne dich an meiner Seite auf diesem sehr, sehr schmalen Pfad, hätte ich mich niemals getraut in diese Abgründe, die sich aufgetan haben, zu schauen oder sogar hinabzusteigen… nie und nimmer wäre ich da geblieben…. Ich wäre weit weg geflohen in meine alt-bekannten Ausweich-/ Ablenkmanöver oder ich hätte mich verloren in den intensiven Strudeln… Mit dir an meiner Seite wusste ich, wo ich hingehöre – ich hatte einen Sinn, eine Orientierung, ein Licht – die Liebe zu dir war so stark, dass ich immer wieder die Kraft gefunden habe, aus diesen Löchern herauszuklettern – für dich! Für mich alleine hätte es (noch) nicht gereicht.

 

Zum Schluss musste es für mich reichen… es musste für uns beide reichen…

Unsere letzten zwei Monate waren anspruchsvoll, geliebter Freund… deine Kräfte schwanden, die Demenz liess dich nicht mehr zur Ruhe kommen und auch meine Kräfte neigten sich dem Ende. Aus Hingabe an eine Aufgabe war beinahe Selbstaufgabe geworden. Ich konnte nicht mehr, mein Körper wurde krank…

Das Leben hat von mir den schwersten aller bisher dagewesenen Schritte gefordert… das, wovor ich immer die grösste Angst hatte, musste ich nun tun – ich musste entscheiden, dich gehen zu lassen… was gleichzeitig ein unbeschreiblich schwieriges JA zu mir und meinem Leben darstellte – es war bedingungslose Selbstliebe in ihrer radikalsten Weise... sozusagen die Meisterprüfung in Sachen «Ich bin liebenswert.»

Kleiner Hundemann, grossartiger Seelengefährte - dank deinem ausdauernden, freundlichen, absolut treuherzigen, unmittelbar zugeneigten, bedingungslosen bei mir bleiben, durfte ich die wahre Liebe kennenlernen und anfangen, auch mich in meiner ganzen Menschlichkeit zu akzeptieren.

Es fühlt sich an, als hätte sich heute ein Kreis geschlossen. Nicht nur der Kreis dieses so unglaublich intensiven, lebendigen, heilungsvollen Jahres… auch ein innerer, tiefer Kreis… dein Besuch letzte Nacht – oder was auch immer das gewesen war – es fühlt sich grad so rund und ganz an…

Ich bin dem Leben auf ewig dankbar, dass ich einen solch zauberhaften, wundervollen, klaren, hartnäckigen Helfer und Lehrer an die Seite gestellt bekommen habe.

Nero – du wirst hoffentlich für immer mein Seelen-Begleiter bleiben, ich vermisse dich!

 

Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die Herzen der Menschen für diese wundersamen Wesen, die wir Tiere nennen, offener und weiter werden… sie haben so viel zu geben. Genau wie wir… auch wir sind im Grunde schöne, reine Wesen…

Darum teile ich auch diese Erfahrungen und Erkenntnisse… in der Hoffnung und der Absicht, dass die Welt für uns Menschen und auch für die Tiere und alle Wesen zu einem freundlicheren Ort wird.

Mögen alle Wesen frei und geliebt sein.

Seelenhören · Franziska Hauenstein · 8916 Jonen · nfslnhrnch